AND
CROSSOVER
by
Birgit Stäbler, 1992
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Februar, 2071
Captain Scarlet stieg in den Spectrum-Saloon und machte Meldung an Colonel White. Diesmal war es keine Aktion der Mysterons gewesen. Man hatte es nur vermutet. Außerdem war keine Drohung vorausgegangen, aber Colonel White hatte einfach sichergehen wollen.
"In Ordnung, Captain Scarlet", sagte White über den Helmfunk. "Kommen Sie wieder auf die Cloudbase zurück."
"S.I.G., Sir", bestätigte Scarlet.
In diesem Moment stieg sein Freund und Partner Captain Adam 'Blue' Svenson ein.
"Rückruf?", fragte er nur kurz.
Scarlet nickte.
"Dies ist die Stimme der Mysterons", kam es plötzlich aus dem Radio. Scarlet und Blue sahen sich an. Nicht schon wieder! "Spectrums Zeit ist abgelaufen. Unsere Rache wird vollzogen werden!" Dann war es wieder still.
"Was zum Teufel soll das denn nun schon wieder bedeuten?", fragte Blue.
Scarlet zuckte mit einem 'Was fragst Du mich
das?'- Blick die Achseln. Er hatte keine Ahnung. Auf jeden Fall mußten sie erst
einmal zurück auf die Cloudbase. Vielleicht fand man ja dort heraus, was diesmal
den Mysterons zum Opfer fallen sollte.
*
Scarlet und Blue hielten vor einem Hotel in dem
sie für die Zeit ihres Aufenthaltes in New York abgestiegen waren. Das Hotel
stand neben einem kleinen, rechteckigen Bau, der unter Denkmalschutz stand --
einer Feuerwehrwache aus dem 20. Jahrhundert. Das Gebäude war heute ein Museum
für Kuriositäten aus dem 20. Jahrhundert. Scarlet stellte seinen Wagen auf den
Parkplatz neben dem Museum und stieg aus. Blue folgte ihm.
"Ich hol' unser Zeug", sagte Svenson. "Warte hier
auf mich."
"Okay, wie Du willst", meinte Scarlet und lehnte
sich gegen den Kotflügel des roten Saloon.
Blue verschwand im Hotel. Er war gerade mal fünf
Minuten weg als etwas schepperte. Scarlet sah auf. Er hatte plötzlich ein
ungutes Gefühl in der Magengegend. Nicht das Mysterongefühl -- etwas anderes.
Eine Art von Vorahnung. Er sah sich um. Zwischen dem Museum und dem Hotel
verlief eine schmale Straße. Von dort war das Geräusch gekommen. Das Gefühl
wurde stärker. Er ging die Gasse hinunter, die Waffe im Anschlag. Er sah
niemanden. Scarlet verharrte neben dem Hintereingang des Museums. Das Gefühl war
weg. Vielleicht hatte er überreagiert. Er steckte die Waffe weg. In diesem
Moment wurde er durch ein gleißendes Licht geblendet, daß direkt vor ihm
erschien. Ein ohrenbetäubendes Kreischen war zu hören. Etwas zog und zerrte an
ihm und dann war alles still..........
Sehr still.........
Kein Ton war zu hören.....................
Scarlet blinzelte und sah sich um. Er stand in
einer Art von großem Raum. Ein Wagen parkte vor ihm. Er war weiß mit roten
Streifen auf den Seiten und einem seltsamen Aufbau auf dem Dach. Auf der
Heckklappe klebte ein ihm unbekanntes Zeichen. Am anderen Ende des Raumes befand
sich ein Schreibtisch auf dem ein Computer stand. Dahinter trennte eine
Aktenschrankwand den nachfolgenden Bereich ab. Eine Stahlstange kam aus einer
Öffnung in der Decke herunter und an der linken Seite führte eine Treppe in das
obere Geschoß. An dem Schreibtisch saß eine rothaarige, junge Frau, die eine
Zeitung studierte. Sie schien nicht bemerkt zu haben, wie er hereingekommen war.
Apropos... wie zum Teufel WAR er eigentlich hier hereingekommen? Und wo war
'hier'?
Jemand kam summend die Treppe herunter. Es war ein
korpulenter Mann Mitte/Ende Dreißig. Er trug einen hellbraunen Overall und las
ein Comic-Heft. Doch das war es nicht, was Scarlet erstarren ließ. An seiner
Seite SCHWEBTE eine schleimige, grüne Kugel mit zwei orangenen Augen. Die Kugel
hatte zwei Arme mit vier Fingern, keine Beine, dafür einen um so größeren Mund
mit einem lückigen Gebiß. Die Schleimkugel sah ihn und stieß einen
markerschütternden Schrei aus. Die Frau am Schreibtisch sah auf -- und schrie
ebenfalls auf als sie den Mann mit der Waffe sah. Scarlet hob seine Waffe als
das Ding wild umhersauste und dann DURCH die Wand verschwand. Der Mann im
Overall sah auf und seine Augen weiteten sich.
"Was zum....?"
* * *
Captain Blue ging mit zwei leichten Reisetaschen
zu dem Spectrum-Saloon zurück. Verwundert sah er sich um als er entdeckte, daß
Scarlet nicht da war.
"Captain Scarlet?", rief er fragend.
Er erhielt keine Antwort. Er runzelte die Stirn
und begann, die Umgebung abzusuchen. Als er nach einer halben Stunde noch immer
kein Zeichen von Scarlet gefunden hatte, rief er Cloudbase.
"Er ist spurlos verschwunden?", fragte White.
Blue nickte, obwohl er wußte, daß der andere ihn
nicht sehen konnte. "Ja, Sir. Ich habe die Umgebung abgesucht. Keiner hat ihn
gesehen."
White runzelte die Stirn und sah zu seinem
Lieutenant hinüber. "Lieutenant Green, beginnen Sie mit einer Suchaktion!
Versuchen Sie Captain Scarlet zu lokalisieren!"
"S.I.G., Sir!" Green machte sich an die Arbeit.
"Captain Blue, bleiben Sie wo Sie sind. Lieutenant
Green wird sich bei Ihnen melden."
Blue bestätigte und das Mikro klappte wieder
zurück.
* * *
Captain Scarlet war aufs Tiefste verwirrt und er
verspürte Angst. Noch immer hatte er seine Waffe auf den Mann gerichtet, der
auch noch immer wie angewurzelt auf der Treppe stand. "Wer zum Teufel sind Sie?",
fragte dieser dann.
Scarlet starrte auf die Stelle der Wand, in der
die Schleimkugel verschwunden war. Eine schleimige Flüssigkeit klebte dort, die
sich nach und nach auflöste.
"Ray? Was ist denn los? Warum hat Janine
geschrien?", fragte jemand von oben.
Dann erschien ein weitere Mann in einem blaugrauen
Overall. Er war blond, hager und trug eine rotgeränderte Nickelbrille. Als
er Scarlet sah, hob er erstaunt die Augenbrauen.
"Wer sind Sie?", fragte Ray nochmals. Scarlet ließ
die Waffe langsam sinken.
"Mein Name ist Captain Scarlet. Und wer sind Sie?"
Der Mann namens Ray sah seinen blonden Freund an.
"Meine Name ist Dr. Ray Stantz und das ist Dr.
Egon Spengler. Darf ich fragen, was Sie hier wollen?"
"Ich wüßte nur zu gern wo 'hier' ist", murmelte
Scarlet und steckte die Waffe in den Holster zurück.
Dann erschien die Schleimkugel wieder. Scarlet
wich instinktiv mehrere Schritte zurück.
"Was ist das?", fragte er und ein Unterton der
Angst schwang in seiner Stimme mit.
Das grüne Ding schwebte auf ihn zu und seine
großen, orangenen Augen sahen Scarlet neugierig an.
"Oh, das ist Slimer", erklärte Ray, der nicht
wußte, warum der Fremde eine solche Angst vor dem kleinen Geist hatte. "Er ist
ein Geist", setzte er noch dazu.
Scarlet erbleichte sichtlich und seine Lippen
formten das Wort, ohne daß ein Ton herauskam.
"Geist!?!", stieß er dann hervor. "Wollen Sie mich
auf den Arm nehmen?"
Ein dritter Mann erschien. Er war dunkelhaarig und
trug einen dunkelbraunen Overall. In seiner Hand hielt er einen Sandwich. Der
Geist sah plötzlich sehr erfreut aus, wenn man das so nennen konnte. Der Mann
auf der Treppe warf ihm einen vernichtenden Blick zu und stopfte sich restliche
Sandwich in den Mund. Slimer wandte sich beleidigt ab. Dann sah der Mann Scarlet
und hob wie sein Kollege vor ihm erstaunt die Augenbrauen.
"Haben wir eine verfrühte Halloweenparty, oder so
etwas?", frage er mit vollem Mund.
Ich muß träumen, dachte Scarlet. Er schüttelte
verwirrt den Kopf. Das ist alles nur ein TRAUM!!
* * *
Captain Blue war nervös. Das untätige Herumsitzen
ging an seine Nerven. Sein Freund Paul Metcalfe war in Schwierigkeiten und
keiner wußte wo er war. Lieutenant Green hatte ihn bisher auch noch nicht
aufstöbern können. Blue stand auf und ging einige Schritte die Straße hinunter.
Neben ihm erhob sich das alte Museum. Plötzlich begann er sich seltsam zu
fühlen. Er hörte ein leises Summen, das zunehmend anschwoll. Er hielt an und das
Summen blieb gleich laut. Er ging einen Schritt vor und das Summen schwoll an.
Dann trat er zurück und das Summen wurde leiser.
"Cloudbase, hier ist Captain Blue."
Colonel White meldete sich.
"Ich habe hier etwas seltsames entdeckt, Sir",
berichtete der Captain. "Es könnte sein, daß das etwas mit Scarlets Verschwinden
zu tun haben könnte, aber es ist nur eine Vermutung."
"Bleiben Sie in sicherer Entfernung, Captain
Blue!", befahl White. "Lieutenant Shadow ist schon auf dem Weg zu ihnen. Ich
schicke noch weitere Unterstützung. Geben Sie Green die exakten Koordinaten
Ihres Standortes. Er wird eine genauere Untersuchung mit Hilfe des Satelliten
vornehmen."
"S.I.G.!"
* * *
Captain Scarlet saß im Aufenthaltsraum der vier
Männer, die dieses Haus -- von ihnen als Hauptquartier bezeichnet -- bewohnten.
Die 'Geisterjäger', wie sie sich nannten. Alle vier saßen um ihn herum und
musterten ihn neugierig. Egon Spengler hatte ein seltsames Gerät herausgeholt
und untersuchte ihn.
"Es könnte eine Art von Amnesie sein", vermutete
Ray gerade. Er sah Scarlet forschend an. "Haben Sie irgendwelche anderen
Erinnerungslücken?"
Scarlet schüttelte den Kopf. "Ich weiß noch genau
was ich tat, bevor ich plötzlich hier erschien. Außerdem war da dieses grelle
Licht. Dann fühlte ich mich weggezerrt und als ich wieder etwas sehen konnte,
war ich hier."
Winston Zeddemore runzelte die Stirn. "Grelles
Licht?"
Scarlet nickte.
"Hm", machte Egon.
Dr. Peter Venkman hob den Kopf. "Und nun bitte für
Außenstehende, Egon..."
"Hm", machte Egon wieder und schob die Brille
höher auf seine Nase. "Sehr interessant. Um Captain Scarlet befindet sich eine
Art von Restaura einer unbekannten Energieform. Leider kann ich nicht sagen, was
für sie verantwortlich ist. Jedenfalls ist das nicht normal für einen Menschen."
Wenn er wüßte, daß ....., dachte Scarlet, der sich
wieder an seine Andersartigkeit erinnert fühlte.
"Ah", machte Peter.
Scarlet warf einen zufälligen Blick auf die
Zeitschrift, die auf dem Tisch lag. News Magazine. Er sah genauer hin, seine
Augen weiteten sich und stöhnte auf.
Alle vier sahen ihn an.
"Das darf doch nicht wahr sein!"
"Was?", fragte Winston.
"20.02.1992."
"Klar", sagte Ray, "das ist die Zeitung von
letzter Woche. Ich habe mir die neue noch nicht geholt."
Scarlet sah ihn entsetzt an. "Sie meinen,
wir haben jetzt 1992?", fragte er ungläubig.
Ray nickte. Er sah seine Freunde an. Der Typ war
schon sehr seltsam. Erst erschien er mitten im Hauptquartier, dann wußte er
nicht einmal, wie er hierher gekommen war und nun das.
"Das kann ich nicht glauben." Scarlet schüttelte
den Kopf.
"Was ist denn daran falsch", setzte Winston nach.
"Etwa 80 Jahre."
* * *
Lieutenant Shadow richtete einen Scanner auf die
von Blue gezeigte Stelle. Das Gerät summte leise und übermittelte via Satellit
die Messungen direkt an die Cloudbase. Sie runzelte die Stirn. Seltsam. Sie
kannte sich mit diesem Gerät perfekt aus, da sie es zusammen mit Lieutenant
Green entworfen hatte. Die Meßdaten, die sie empfing, waren total verdreht.
"Lieutenant Green? Haben sie die Daten?", fragte
sie.
Green bestätigte. Er würde nun einige
Untersuchungen vornehmen. Shadow steckte das wertvolle Gerät wieder weg.
"Und nun?"
Die Frage war an Captain Blue gerichtet. Dieser
zuckte hilflos mit den Achseln. Plötzlich hörten sie ein Geräusch. Blue kniff
die Augen zusammen und versuchte etwas in der jetzt schon dämmrigen Straße zu
erkennen. Nichts. Er zog seine Waffe.
"Sie bleiben hier und geben mit Rückendeckung! Ich
sehe mal nach."
Shadow gefiel das nicht, aber er war der
höher-rangige Offizier. Also nickte sie nur.
Blue ging die Straße entlang. Komisch, das Summen
hatte aufgehört. In diesem Moment erschien ein blendend weißes Licht vor ihm.
Ein Kreischen erfüllte die Luft. Blue fühlte sich gepackt und weggerissen. Er
wollte schreien, brachte aber keinen Ton hervor.
Lieutenant Shadow starrte auf das weiße Licht. Sie
konnte sich nicht bewegen. Dann war das Licht weg. Und ebenso Captain Blue.
Stille............
Kein Laut..............
* * *
Vier perplexe Geisterjäger sahen Captain Scarlet
ungläubig an. "2070?", krächzte Peter. "Das ist ja wohl ein schlechter Scherz!"
"Ich wünschte es wäre so",
sagte Scarlet niedergeschlagen. Noch immer wünschte er, daß dies alles ein Traum
wäre, aber es hatte sich als knallharte Realität herausgestellt.
Egon sah wieder sehr nachdenklich aus. "Sehr
wahrscheinlich eine Art von Zeittunnel. Sie wissen nicht zufällig, was dieses
Phänomen ausgelöst hat?"
Er sah Scarlet fragend an.
Dieser konnte es sich denken. Spectrums Zeit ist
abgelaufen. Das war es also gewesen. Die Mysterons hatten wieder zugeschlagen.
Und das nicht zu knapp. Aber wie sollte er diese Außerirdischen den Geisterjäger
erklären. Geisterjäger. Auch das war etwas unglaublich. Scarlet glaubte nicht an
Geister -- jedenfalls hatte er das bis zu diesem Zeitpunkt getan. Aber er hatte
Slimer gesehen, der in der Nähe von Peter war und ihn noch immer neugierig
ansah. Der kleine Geist spürte aber auch die Angst, die der fremde Mann
verspürte, wenn er näher kam. Und außerdem hatte dieser Mann eine seltsame Aura.
"Ich glaube, ich weiß, wer dafür verantwortlich
ist. Aber wie sie es gemacht haben, ist mir schleierhaft."
Außerdem: was durfte er erzählen? Er kam aus der
Zukunft. Würde es die Zukunft verändern, wenn er von der Gefahr der Mysterons
berichtete? Wahrscheinlich. Man konnte die Marsexpedition verhindern, und wenn
schon nicht das, so konnte man doch vorsichtiger an die Sache herangehen. Dann
würde er niemals diesen Unfall erleiden.... Nein, er konnte die Zukunft nicht
ändern. Es gab so viele unbekannte Faktoren. Aber wenn er von den Mysterons so
'nahe' in die Vergangenheit geschickt worden war -- hatten sie nicht daran
gedacht, daß er etwas ändern können würde? Oder war etwas schief gegangen......?
Egon holte einen Taschenrechner oder so etwas
ähnliches hervor und begann, einige Zahlen einzutippen.
"Sie dürfen auf keinen Fall hierbleiben, Captain
Scarlet. Das könnte unsere und auch Ihre Zeit nachteilig beeinflussen."
"Inwiefern?" Er hatte recht gehabt!
"Das kann ich nicht genau sagen. Aber Sie müssen
zurück."
"Und wie soll das funktionieren? Ich meine, ich
weiß nicht einmal, wie ich hierher kam! Und auch nicht, warum gerade hier!"
"Hm", machte Egon wieder und Scarlet sah, wie
Peter das Gesicht theatralisch verzog. "Sie kamen um 13.56 Uhr hier an. Zu
dieser Zeit startete ich gerade ein Experiment mit dem neuen
Verbannungscontainer-System, das zur Zeit noch andauert. Das könnte es sein, was
Sie hierher gebracht hat. Wenn das nicht passiert wäre, würden Sie vielleicht
noch immer irgendwo durch die Zeit schleudern."
Scarlet klappte den Mund auf und zu. Das war es
also! So war die Drohung gemeint! Er wäre wirklich in der Zeit verloren gewesen!
Er hatte verdammtes Glück gehabt.
"Sie glauben also, daß Sie die Prozedur
wiederholen können?", fragte er hoffnungsvoll.
Egon wiegte den Kopf. "Das Experiment zu stoppen
und erneut zu starten bedarf keiner großen Änderungen. Ich werde jedoch einige
Untersuchungen vornehmen müssen. Dazu brauche ich die genaue Beschreibung des
Platzes wo sie waren, als das Licht erschien, und genau Sie herauskamen."
Scarlet nickte. Nichts leichter als das.
"Sagen Sie, Captain", fragte Winston neugierig,
"wie kommen Sie zu diesem Namen? Ich meine, sie sehen nicht aus wie einer von
der Airforce. Und dann heißen Sie 'Scarlet' und tragen rot? Hat das etwas
besonderes auf sich?"
Scarlet lächelte. Das erste Lächeln, das die
Geisterjäger von ihm sahen. Es konnte nichts schaden, dieses kleine 'Geheimnis'
zu lüften.
"Ich arbeite für eine Organisation, die sich
Spectrum nennt. Alle Agenten tragen Farb-Codenamen. Daher die Uniform und der
Name."
Peter grinste. "So wie zum Beispiel 'Captain
Lila-gepunktet'?", flachste er.
Scarlet grinste ebenfalls. Langsam taute er etwas
auf. "So ähnlich."
In diesem Moment hörten sie wieder einen
markerschütternden Schrei, der von unten kam.
"Janine!", rief Ray und alle sprangen auf.
Unten, an genau demselben Platz, an dem auch
Scarlet gestanden hatte, stand ein Mann in einer Uniform, die der von Scarlet
sehr stark ähnelte. Nur diese hier war blau. Er war braungebrannt und blond und
etwas größer als Scarlet. Verwirrt sah er sich um. Als er Scarlet entdeckt
wirkte er erleichtert.
"Paul!"
"Laßt mich raten", murmelte Peter. "Captain Blue."
* * *
"Ein Zeittunnel??", Blue sah seinen Freund
ungläubig an. "Und 1992?" Er schüttelte den Kopf. Mann, das war ein Ding!
Scarlet seufzte. "Ja, leider ist es wahr. Aber Dr.
Spengler hier hat schon eine Idee, wie er uns zurückbringen könnte."
Blue sah den hageren Mann an. Dieser nickte
langsam und schob seine Brille wieder höher auf die Nase.
"Es ist eine Theorie. Und ich hoffe, daß sie
funktioniert. Aber einen Haken hat es...."
"Und der ist?", fragte Ray vorsichtig.
"Wir können die beiden Captains nicht alleine
zurückschicken. Das wäre zu gefährlich. Die Energieentladungen könnten sie
verletzten."
"Oh," machte Blue.
"Aber es gibt da eine Möglichkeit...."
* * *
Colonel White war vor Ort. Das war ungewöhnlich,
denn normalerweise blieb er immer auf der Cloudbase. Doch diesmal war das etwas
anderes. Zwei seiner Agenten waren wirklich spurlos verschwunden. Kein Computer
oder Satellit konnte ihre Position feststellen. Normalerweise ließ sich der
Aufenthaltsort eines Captains oder Lieutenants mit Hilfe seines Senders im Helm
feststellen, wenn er sich irgendwo auf diesem Planeten aufhielt. Aber dem war
nicht so.
Und dann hatte Green die Meßergebnisse bekannt
gegeben, die er und Lieutenant Shadow mehr als einmal zusammen durchgegangen
waren: ein sehr starkes Energiefeld existierte nur wenige Meter vor ihm in einer
kleinen, schmalen Straße. Der Computer wußte nicht, was für eine Energieform es
war. Er konnte nur sagen, daß es eine sehr ungewöhnliche Art war. White hatte
veranlaßt, daß die unmittelbare Umgebung geräumt wurde. Das Hotel war leer und
alle Straßen gesperrt. In einem Umkreis von etwa 2 Kilometern war, außer den
Spectrum-Agenten, keine Menschenseele.
"Nun, Lieutenants?", fragte White.
Shadow und Green sahen von ihren Geräten auf.
Beide wirkten nicht so, als ob sie gerade eine umwerfende Entdeckung gemacht
hätten.
"Nichts neues, Sir."
Und dann begann es. Erst war wieder dieses
Geräusch zu hören. Es war ein leises Summen, das sich zu einem schrillen
Kreischen steigerte. Dann erschien wieder das Licht, und zwar mitten in der
kleinen Straße zwischen dem Museum und dem Hotel. Und etwas kam aus dem Licht
heraus. Es war ein Auto, genauer gesagt ein weißer Caravan, und wenn man dem
Baustil folgen konnte, war er aus dem 20. Jahrhundert! Auf seinem Dach waren
verschiedenfarbige Lampen angebracht, wie bei einem Krankenwagen, die immer
wieder aufflackerten. Eine Sirene quäkte laut. Der Wagen schoß mit einer
unglaublichen Geschwindigkeit aus dem weißen Licht heraus und die Straße
entlang.
Am Ende der Straße stand ein SPV.....
*
Winston sah, wie ein dunkler Punkt am Ende des
Lichttunnels erschien.
"Das ist der Ausgang.", verkündete Egon ruhig, als
ob dies eine Kaffeefahrt wäre.
Der Punkt wurde schnell größer und dann waren sie
draußen. Doch damit fingen die Probleme erst an.
"Achtung!", schrie Ray erschrocken auf, als er das
bullige Ding auf sie zukommen sah.
Winston kurbelte wie wild am Lenkrad und trat auf
die Bremse. Ecto-1 schlingerte, drehte sich erst nach rechts, dann nach links,
wurde aber nicht langsamer. Winston trat die Bremse bis zum Anschlag durch. Die
Räder blockierten und quietschten. Eine schwarze Gummispur blieb auf dem Asphalt
zurück.
"Wer zum Teufel parkt seinen Panzer mitten hier
auf der Straße?!?!", rief Winston.
Hinten im Wagen klammerte sich Captain Scarlet an
einer Halterung fest. Ihm gegenüber saß Captain Blue, der ebenfalls um Halt
kämpfte. Plötzlich kam etwas kleines, grünes Schleimiges angeflogen. Slimer war
durch das Schleudern nach hinten gesaust.
"Aahhh!", stieß der kleine Geist erschrocken
hervor.
Scarlet sah wie der Geist auf ihn zukam. Dann
machte es 'Pflatsch' und er war von oben bis unten eingeschleimt. Seine ganze
Uniform war voll mit grünem Glibber. Doch auch Blue kam nicht ungeschoren davon.
Slimer erwischte ihn auf der linken Seite und landete dann in Peters Schoß.
Dieser verzog angeekelt das Gesicht und versuchte Slimer loszuwerden. Ein
weiterer Schlenker des Wagens schleuderte Slimer von Peter weg -- und durch die
Fensterscheibe. Er sauste durch die Gegend, direkt auf einen weißgekleideten,
älteren Mann zu.....
Winstons Hände klammerten sich um das Lenkrad als
der riesige Wagen auf sie zuschoß. Und dann kam Ecto-1 endlich zum stehen.
Winston sank in seinen Sitz zurück und stieß einen erleichterten Seufzer aus.
Die anderen folgten seinem Beispiel.
*
Die vier Spectrum-Agenten starrten mit
Verwunderung auf den weißen Caravan, und mit mehr als nur Verwunderung auf
Colonel White, der seine Uniformfarbe von weiß zu schleimig grün gewechselt
hatte.... Neben ihm schwebte eine kleine Kugel mit orangenen Glubschaugen im
gleichen Schleimiggrün. Aus dem Fahrzeug stieg ein Mann. Er trug einen
dunkelbraunen Overall, der am Bauch und an den Oberschenkeln mit der gleichen
grünen Flüssigkeit wie Whites Uniformjacke beschmutzt war. Er schwankte etwas. "Wenn ich so 'was nächste mal
machen, nehme ich einen Linienflug!", stöhnte er. "Ich werde nie wieder mit dir
fahren, Winston!"
Dann sah er sich um. Nur wenige Zentimeter von der
Schnauze von Ecto-1 entfernt stand eine Art von Panzer. Es war ein Fahrzeug mit
jeweils fünf Rädern auf jeder Seite und es besaß keine Fenster. Auf der
Oberfläche waren drei Buchstaben: SPV. Und dann sah er die vier Agenten, die ihn
wie vom Donner gerührt ansahen, Slimer und Slimers Opfer. Über ihm zogen drei
Jets vorbei. Sein Gesicht erhellte sich und ein Grinsen ging über seine Lippen.
"Es hat geklappt, Jungs!", rief er erfreut.
Zwei weitere Männer stiegen aus. Einer hielt ein
Gerät in der Hand und sondierte die Gegend. Gefolgt wurden sie von noch dreien.
Zwei der Männer kamen den Spectrum-Agenten bekannt vor.
"Captain Scarlet! Captain Blue!", stieß Captain
Anthracite hervor.
Die beiden sahen genauso aus wie die untere Hälfte
des Overalls des ersten Mannes. Nur noch schlimmer -- jedenfalls was Scarlet
betraf. Er war von oben bis unten voll mit dieser grünen Substanz. Captain
Anthracite und Lieutenant Shadow gingen auf die sechs Leute zu.
"Sind wir froh, Sie beide wiederzusehen", sagte
Anthracite erleichtert. "Wir dachten, die Mysterons hätte Sie erwischt."
Anthracite sah auf die vier Geisterjäger und den
seltsamen Wagen. Ein Oldtimer. Und verdammt gut in Schuß.
"Wer sind denn die vier Herren hier?", fragte
Shadow dann.
"Und was ist das?", fragte Anthracite und deutete
auf Slimer, der ihnen gefolgt war.
Blue seufzte. "Das ist eine lange Geschichte",
sagte er dann.
* * *
Colonel White lehnte sich in seinen Sessel zurück.
Seine Uniform war notdürftig von Slimers Begegnung gereinigt worden. Er, die
vier Geisterjäger und die beiden Spectrum-Captains saßen in dem Aufenthaltsraum
des nun leerstehenden Hotels. Irgendwo schwebte auch dieser grüne Ballon herum.
Scarlet und Blue hatten ihm soeben, mit einiger Unterstützung der Geisterjäger,
besonders Dr. Egon Spengler, versucht zu erklären, was in den letzten Tagen
alles passiert war. Und das war UNGLAUBLICH!
"Also", sagte White langsam, "wenn ich das alles
richtig verstehe, so sind Sie, Captain Scarlet und Captain Blue, von einem
Energiefeld, das wahrscheinlich ein Werk der Mysterons war, in die Vergangenheit
versetzt worden. Und zwar ins Jahr 1992."
"So etwa, Sir", sagte Scarlet. "Nur war es der
Plan der Mysterons mich für immer durch den Zeitstrom zu schicken, ohne
Möglichkeit mich je wieder zu befreien."
"Aber dank Egons kleinem Versuch", setzte Dr.
Peter Venkman hinzu und bedachte seinen Kollegen mit einem freundlichen
Grinsen, "ist Ihr Captain bei uns gelandet. Und sein Kollege gleich
hinterher."
White runzelte die Stirn. "Was ist nun mit Ihnen?"
"Oh", machte Dr. Ray Stantz unbekümmert, "nur
keine Sorgen, Colonel. Wir gehen auf dem selben Weg zurück. Das ist kein
Problem. Wir müssen es nur rechtzeitig tun."
"Was ist rechtzeitig?", erkundigte sich White.
Egon sah auf seine Uhr. "In etwa 3 Stunden beginnt
sich das Feld zu schließen. Danach verschwindet jegliche Spur von ihm."
White nickte. Dieser Besuch aus der Vergangenheit
war etwas einmaliges. Doch für die vier Männer war es gefährlicher als für
Spectrum. Was auch immer sie über die Zukunft erfuhren, es konnte die
Vergangenheit verändern. Natürlich boten sich hier unglaubliche Möglichkeiten
bezüglich der Zukunft. Aber sie spielten mit dem Feuer, wenn sie etwas verändern
würden. Trotzdem war die Versuchung groß.
"Gut, wir werden die ganze Gegend noch solange
abgesperrt lassen."
* * *
Knapp drei Stunden später standen die vier
Geisterjäger vor ihrem Hauptquartier -- dem Hauptquartier aus dem Jahre 2071.
"Mann", murmelt Winston. "Wie gern würde ich mich
hier noch etwas umsehen."
Ray nickte zustimmend. Aber sie konnten nicht
bleiben und zuviel Wissen über die Zukunft würde nur schaden. Also hielten sie
ihre Neugier in Zaum. Vor allem was diese mysteriösen Mysterons anging, von dene
jeder redete. Slimer schwebte noch immer bei Lieutenant Shadow und Captain
Anthracite. Ray rief ihn und der Geist schwebte mit einem mißmutigen
Gesichtsausdruck herbei.
"Wir werden jetzt gehen", sagte Ray.
"Ooch, Ray", erwiderte Slimer. Es gefiel ihm hier.
Ray schüttelte den Kopf. Slimer trollte sich in
Richtung Auto. Die vier Geisterjäger stiegen nacheinander in ihren 1959er
Caravan. Winston startete den Motor und Egon aktivierte den kleinen Generator,
der ihren Zeitsprung ausführen würde. Dann gab er Winston ein Zeichen. Dieser
gab Gas und der weiße Wagen schoß nach vorne. Peter drückte auf den Knopf, der
Sirene anschaltete. Quäkend verschwand der Wagen in einem gleißend hellen Licht.
Dann war alles wieder ruhig.
* * *
"Und Sie sind sich sicher, Dr. Striebeck?", fragte
Colonel White. Der Wissenschaftler nickte.
"Das Feld ist völlig verschwunden. Nach der Stärke
zu schätzen benötigten die Mysterons sehr viel Energie, um es zu erzeugen. Dafür
hielt es aber auch nicht sehr lange. Es brach sofort zusammen, als der Wagen
darin verschwand."
Wenn man der Vorgehensweise der Mysterons folgen
durfte, so würden sie diese Taktik nicht noch einmal anwenden. Aber trotzdem: es
beunruhigte White doch, daß die Mysterons über eine Zeitmaschine verfügen
konnten.
"Danke, Dr. Striebeck", entließ White den
Wissenschaftler.
Dann wandte er sich wieder dem Bericht zu. Es war
ein Buchauszug, um genau zu sein. Und zwar über eine Gruppe von Wissenschaftlern
aus dem 20. Jahrhundert, die sich Geisterjäger nannten....
*
Im Aufenthaltsraum saßen drei Captains und ein
Lieutenant, die sich alle mit denselben Geschichtsfakten beschäftigten, wie
Colonel White.
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